Künstliche Intelligenz wird unseren Planeten zerstören - aber anders, als du denkst
Weshalb die wirkliche Gefahr von generativer KI nicht darin besteht, dass sie die Weltherrschaft an sich reissen könnte.

Wieder einmal haben wir ein denkwürdiges Abstimmungswochenende hinter uns. Aufgrund einer Initiative der Jungen Grünen wurde uns Schweizerinnen und Schweizern die Frage gestellt, ob wir möchten, dass die Schweiz nur so viele Ressourcen nutzt, wie die Natur auch ersetzen kann. 70% der Stimmbevölkerung fanden: Nö, das möchten wir nicht. Natürlich gibt es für die rund 1,4 Millionen Nein-Stimmen ganz viele individuelle Begründungen, das Resultat aber bleibt das Gleiche. Innerhalb der planetaren Grenzen bleiben? Nein, nicht interessant. Gleichzeitig überschlagen sich in der KI-Branche gerade die Ereignisse: Während nach der Veröffentlichung des chinesischen KI-Bots DeepSeek von einem neuen „Sputnik-Schock“ gesprochen wurde, wird auf Linked-in bereits „Le Chat“ von Mistral als neue europäische KI-Innovation gefeiert. Der amerikanische Präsident Donald Trump hat angekündigt, 500 Milliarden US-Dollar in eine neue KI-Initiative zu investieren und auf dem soeben in Paris abgehaltenen „AI Action Summit“ hat der französische Präsident Emanuel Macron angekündigt, dass in Frankreich rund 100 Milliarden Euro neu in die KI-Branche investiert werden sollen und auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula van der Leyen sprach von zusätzlichen 50 Milliarden Euro für die KI-Branche aus dem EU-Topf.
Gerne möchte ich versuchen, ein wenig in Relation zu setzen, was die Abstimmung über die Einhaltung der planetaren Grenzen und der KI-Hype meiner Meinung nach miteinander zu tun haben. Eine Anfrage bei einem KI-Chatbot verbraucht ungefähr ein Glas Wasser für die Kühlung im Rechenzenter. Eine Studie der Boston Consulting Group geht davon aus, dass sich der Anteil der Datenverarbeitung am amerikanischen Stromverbrauch bis 2030 auf 7,5% verdreifachen wird. Experten von der Internationalen Energieagentur IEA gehen davon aus, dass bis 2026 fünf Prozent des globalen Stromverbrauchs für KI-Anwendungen aufgewendet werden. Das ist zirka so viel wie der gesamte Stromverbrauch Japans. Google hat sein Nachhaltigkeitsziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, wegen der KI fallengelassen. Mit anderen Worten: KI und Nachhaltigkeit, das geht nicht zusammen. Microsoft will das stillgelegte Atomkraftwerk „Three Mile Island“ in den USA wieder in Betrieb nehmen und damit ausschliesslich Strom für seine KI-Lösung produzieren. Auch Emanuel Macron hat angekündigt, die neue französische KI-Initiative ausschliesslich mit Atomstrom zu meistern. Noch vor wenigen Jahren gab es die Angst, dass wir für das Winterhalbjahr nicht mehr genügend Strom haben würden. Wir kämpfen seit mehreren Jahren damit, wie wir die Energieproduktion dahingehend verändern können, dass sie unseren Planeten weniger belastet. Und gleichzeitig wird ohne zu hinterfragen in die KI investiert, dass die Balken krachen. Plötzlich spielt der ganze Energieaufwand keine Rolle mehr. Und von den ganzen grauen Energien und bald erschöpften Lithium-Minen haben wir noch nicht einmal gesprochen. Die planetaren Grenzen sind egal, die Zerstörung des Planeten ist im KI-Hype zur Nebensache geworden.
Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurde innerhalb so kurzer Zeit derart viel Geld in eine neue Technologie investiert wie in die generative künstliche Intelligenz (siehe “Die grösste Wette der Menschheit”). Es scheint, als sei praktisch die ganze Welt einem neuen „Space Race“ verfallen. Eine Nation nach der anderen verkündet, dass sie zur neuen „KI-Supermacht“ aufsteigen wolle. Aber ich sehe einen entscheidenden Unterschied zum Wettlauf ins All, wie er in den 1950er und 1960er Jahren stattgefunden hat: Die Menschheit ist eigentlich schon dort. Wir sind schon auf dem Mond gelandet resp. längst haben sich KI-Applikationen etabliert. Weshalb wollen nun alle unbedingt noch Teil dieses „AI Race“ werden und tun so, als könnten sie immer noch als erste auf dem Mond landen? Wenn weltweit hunderte von Milliarden in KI-Initiativen investiert werden, was resultiert dann schlussendlich für uns Menschen daraus? 1000 neue KI-Apps für unsere Smartphones? Weshalb braucht es in diesem Rennen so viele Player, weshalb sollen so viele neue Applikationen entstehen? Wem nützt das wirklich? Meine Vermutung: Die Personen, die hier sehr viel Geld investieren, tun dies einzig in der Hoffnung, aus dieser Investition wiederum sehr viel mehr Geld für sich herausnehmen zu können. Wir brauchen keine 1000 neuen KI-Apps - aber die Wirtschaftsbosse brauchen Opportunitäten, Wachstum, Gewinne. Natürlich wird den Menschen versprochen, dass die künstliche Intelligenz uns befreien werde von mühsamen, repetitiven Aufgaben und dass wir dann endlich mehr Zeit hätten. Dieses Versprechen ist jedoch so alt wie die Begriffe „Digitalisierung“ oder „Automatisierung“.
Ich bin seit 25 Jahren im Arbeitsleben und habe in dieser Zeit bereits einige massive technologische Sprünge miterlebt. Ich habe in meiner kaufmännischen Lehre noch Bankbelege gefilmt und mühsam auf dem Mikrofilm den richtigen Beleg wieder gesucht, wenn jemand eine Information aus dem Archiv benötigte. Kurz nach meiner Lehrzeit wurden die ersten digitalen Archive eingeführt, fortan ging die Suche viel schneller. Seit da hat sich die digitale Technologie noch einmal massiv weiterentwickelt und heute können die Kunden auf ihren Smartphones in der Regel das gesamte Archiv ihres Bankkontos selbst einsehen. Dies ist nur ein Beispiel für die massive technologische Entwicklung in den letzten 25 Jahren und wir könnten schnell unzählige weitere Beispiele aufführen, wo die Digitalisierung und Automatisierung bereits sehr viel Zeit eingespart hat. Nur: Die Menschen arbeiten im Jahr 2025 immer noch 42 Stunden pro Woche, genauso wie im Jahr 2000. Der Zeitgewinn kommt nie den Mitarbeitenden zugute und meine Prognose ist, dass dies mit all den „Zeitersparnissen dank KI“ wiederum nicht so sein wird. Mir scheint, als werde die Zitrone einfach immer noch mehr ausgepresst und übrig bleibt vor allem mehr Saft für die Wirtschaftsbosse und Shareholders. Und für diejenigen, welche diese Metapher jetzt nicht verstanden haben, nochmal in anderen Worten: Die Reichen werden immer noch reicher. Das war übrigens auch während der Pandemie so. Nach der grössten globalen Krise der letzten Jahrzehnte haben die reichsten Menschen der Welt noch mehr Geld auf ihren Konten als vorher. Wie kann das sein?
Künstliche Intelligenz ist in meinen Augen nicht die grosse bahnbrechende Innovation, als welche sie überall angepriesen wird. Sie hat nichts Neues in die Welt gebracht. In einem kürzlich erschienen Artikel auf „The Free Press“ verglich der Autor Freddie deBoer die Innovation der generativen künstlichen Intelligenz mit der Innovation der Sanitärinstallation. Stell dir ein Leben vor ohne sanitäre Einrichtungen - die Auswirkungen wären massiv! Stell dir ein Leben vor ohne generative künstliche Intelligenz - welche Auswirkungen hätte das schon? Die Argumentation deBoers: Die Künstliche Intelligenz kann nichts, was Menschen nicht vorher auch bereits konnten. Was soll es uns bringen, wenn ein KI-Agent für uns im Internet eine Pizza bestellen kann, wenn ich auch einfach selbst im Internet eine Pizza bestellen kann?
Meiner Meinung nach ist der ganze KI-Hype nicht zuletzt auch damit zu erklären, dass wir uns in einer grossen spirituellen Krise befinden. Während bereits das „Space Race“ dominiert war vom Grössenwahn, dass der Mensch grösser als die Erde ist, spitzt sich dies im aktuellen „AI Race“ meiner Ansicht nach noch einmal dramatisch zu: Der Mensch ist grösser als Gott! Eigentlich haben KI-Applikationen mit „Intelligenz“ ja nichts zu tun, aber genau in dieser Bezeichnung besteht der grosse Trick, die grosse Illusion: Wir bauen hier eine neue Form von Intelligenz! Oder eben in anderen Worten: Wir spielen Gott.
In letzter Zeit geht mir immer mal wieder der Gedanke durch den Kopf, ob ich aufhören soll, Nachrichten zu lesen. Charles Eisenstein hat vor ein paar Wochen in seinem Online-Kurs „Unlearning for Change Agents“ über das News-Fasten gesprochen. Dabei hat er erzählt, wie es zu seiner Morgenroutine gehört, dass er sich an den Computer setzt und ein paar News-Portale checkt, und wie er eines Tages diese Zeit stattdessen einfach dafür verwendet hat, dem Regen zuzuhören. Dieses Beispiel fand ich sehr anregend. Ich glaube, der Menschheit würde es besser gehen, wenn wir mehr Zeit damit verbringen würden, dem Regen zuzuhören, dem Wind zu lauschen, dem Gesang der Vögel, statt noch mehr KI-Apps auf unsere Smartphones zu installieren. Ich werde einfach den Eindruck nicht los, dass hier aktuell gerade etwas gewaltig schiefläuft.
Meine Frau arbeitet als Psychotherapeutin und hat mir vorgestern schockiert berichtet, wie eine 18-jährige Klientin ihr erzählt hat, dass sie am Gymnasium den ganzen Tag nur am Laptop sitzt. Ähnliches habe ich in meiner Rolle als Lehrbeauftragter an der Hochschule Luzern ebenfalls bereits erlebt: Sämtliche Studierenden sitzen mit dem Laptop da, fast niemand schaut mich an, es gibt praktisch keinen Augenkontakt. Klar hat das auch mit der Unterrichtsgestaltung an sich zu tun, aber es ist gleichzeitig erschreckend, dass diese Bildschirm-Dominanz von den meisten Dozierenden - und auch von den Studierenden selbst - überhaupt nicht hinterfragt wird. Und nun ist das auch bereits am Gymnasium so, sie sitzen den ganzen Tag nur am Bildschirm. Unterricht am Computer, in der Pause schauen alle aufs Handy und dann geht es wieder weiter am Computer. Bereiten wir junge Menschen so wirklich gut auf das Leben vor?
Eine ähnliche Geschichte hat kürzlich auch meine Schwägerin geschildert, welche als Hausärztin arbeitet. Immer mehr Menschen kommen zu ihr in die Praxis und antworten zum Beispiel bei der Frage nach dem Schlafverhalten mit einem „Also meine Uhr sagt mir, dass ich nicht genügend REM-Schlaf habe.“ Das ist also der Verdienst der “Gesundheits-Apps” auf unseren Smartwatches: Auf die Frage „Wie hast du geschlafen?“ oder “Wie geht es dir?” folgt ein „Meine Uhr sagt…“. Das Gefährliche an dieser ganzen neuen, ach so fortschrittlichen digitalen Technologie äussert sich in meinen Augen genau in diesem Beispiel. Die Technologie speist das Narrativ der Trennung, lässt die Abtrennung der Menschen weiter voranschreiten, die Abtrennung von der Natur, von anderen Menschen - und schlussendlich von seinen eigenen Sinnen und sich selbst. Smartphones, Smartwatches und all die KI-Apps führen nicht dazu, dass sich die Menschen besser spüren, dass ihre Sinneswahrnehmung geschärft wird, dass sie sich besser mit anderen Menschen, mit ihrem direkten Umfeld und der Natur verbinden können. Die Anzeichen mehren sich vielmehr, dass diese neuen Technologien uns krank machen. Einsam und krank. Dennoch werden munter weiter Milliardenbeträge in diese Mühle gepumpt und gleichzeitig wird dadurch die Natur weiter verdrängt und weiter zerstört. Das Ironische an der Geschichte: Während mehr Zeit am Bildschirm uns krank macht, könnte mehr Zeit in der Natur uns gesünder machen. Doch das Ziel von all den Grossinvestoren hinter den neusten Apps und Technologien ist, dass wir möglichst viel Zeit vor den Bildschirmen verbringen. Und jeder möchte sich noch ein Stück von diesem Kuchen abschneiden. Die neue „KI-Supermacht“ zu werden, wird als grosses Ziel verkündet, während wir gleichzeitig ein grosses Artensterben erleben und die Biodiversität massiv schwindet.
Was würde möglich werden, wenn wir all diese Milliarden für den Schutz bedrohter Arten, für den Erhalt von Ökosystemen oder noch besser: Für eine Regeneration unserer Natur einsetzen würden? Weshalb verkündet niemand, die neue “Regenerative Supermacht” werden zu wollen? Die Antwort liegt auf der Hand, denn mit dem Erhalt von Ökosystemen lässt sich kein Geld verdienen. Das ist ein grosser Teil des Problems an unserem aktuellen Wirtschaftssystem: Mit dem Abholzen der Regenwälder lässt sich Geld verdienen, mit dem Erhalt der Regenwälder nicht.
Die KI-Entwicklung betrübt mich nicht, weil ich Angst hätte, dass die KI die Weltherrschaft an sich reissen und die Menschheit verdrängen könnte. Vielmehr betrübt sie mich, weil ich das Gefühl nicht loskriege, dass sich die Menschheit hier selbst verdrängt und komplett falsch abgebogen ist. Wie viele Atomkraftwerke müssen noch eröffnet werden, wie viel Wasser muss noch verschwendet werden, bis KI nicht mehr cool ist?
Ich glaube, der beste Weg, mit dieser Betrübnis umzugehen, liegt tatsächlich im Fasten. Ich glaube, es bringt mir persönlich mehr, meine Zeit zu verwenden um dem Regen zuzuhören, als meine Zeit für KI-Tools einzusetzen. Nur schon wegen dem massiven Energieverbrauch kann ich es für mich selbst nicht rechtfertigen, KI-Tools zu nutzen. Ein Waldspaziergang hingegen verbraucht keine Energie, er setzt vielmehr Energie in mir frei.
Wie gehst du mit KI und dem massiven Energieverbrauch von KI um? Ist dir Nachhaltigkeit wichtig? Kann Nachhaltigkeit und KI jemals zusammengehen?
Niemand wird den Planeten zerstören (können). Aber eventuell das Denken des Menschen. Angst fressen Hirn. Verinnerlichter und übertriebener Konformismus ebenso. Aber noch ist hier zwischen "Mitarbeitenden", "Studierenden" und "Dozierenden" die "Hausärztin" und die "Psychotherapeutin" zu finden. Also noch keine Hausärztende oder Psychotherapierende. Was die KI u.a. automatisch tun wird, ist diese Verarmung des Begreifens mit zunehmend verbotenen und folglich vergessenen Begriffen zu verstärken. Aus Menschen mach Nullen und Einsen. Nicht körperlich, aber geistig. Mit der Angst wurde immer schon Politik gemacht. Die bewusste Verarmung der Sprache hingegen war zu George Orwells Newspeak-Zeiten noch Science Fiction. Heute handelt es sich um eine schon sehr gut einstudierte Realität von den Universitäten abwärts. An staatlichen Indoktrinationsanstalten verdienen die "Mitarbeitenden" sehr "gutes" Geld mit politisch korrektem Allerlei wie etwa der "Nachhaltigkeit". Sustainable Development ist von Jeffrey Sachs abwärts eine riesige Industrie geworden. Von der nicht nur die Finanzwirtschaft bis dato zu leben beabsichtigte, sondern von der vor allem die staatstragende Schicht akademischer Eliten nach wie vor sehr gut lebt. Selbst wenn sie im Ergebnis nur äußerst fragwürdige Zettel produziert. Jahr für Jahr am Klimagipfel an immer absurderen Örtlichkeiten. Der Nobelpreisträger John Clauser (u.v.a.) setzt sich damit näher auseinander. Die meisten Menschen hängen jedoch an ihrem Job. Koste es was es wolle ;-) Gott spielen meiner Ansicht also vor allem Menschen, die dem Irrglauben anhängen, dauernd irgendetwas (möglichst großes) "retten" zu müssen. Zugleich wollen sie aber bei dieser "Rettung” rein gar nichts selbst riskieren. Schon gar nicht ihren jeweiligen Bullshit-Job.
https://www.youtube.com/watch?v=7W33HRc1A6c
https://rumble.com/v4klh96-climate-the-movie-the-cold-truth.html