Dank an Daniel, Gerburgis und Conrad! Gute Artikel locken gute Kommentare hervor!
Ich wage den Versuch einer Weiterführung: Natürlich suchen und finden wir für die (Fehl-?)Entwicklungen der vergangenen Epoche gute Gründe und auch "Schuldige". Wichtig scheint mir aber, dass wir das immer tiefere Eintauchen in den Materialismus in den Jahrhunderten von ca. 1400 bis 1900 als nicht zu umgehende Phase der Menschheitsentwicklung erkennen und akzeptieren. Und die Kräfte, die uns da gerne noch tiefer hinein verstricken möchten, haben in den letzen 130 Jahren nicht geschlafen, im Gegenteil. Darum sollten wir nicht jammern oder Religionen-Bashing und dergleichen betreiben und uns alle paar Jährchen von neuen Versuchungen benebeln lassen – ich denke aktuell an KI; Substack leidet gerade heftig an pubertären KI-Bildchen-Pickeln; wann werden wir endlich erwachsen?! Die neuen Impulse müssen wir uns selber geben. Sie liegen in der persönlichen Entwicklung und müssen im Sozialen wirksam werden, im freien Zusammenwirken von freien Menschen. Und da geschieht schon sehr viel Gutes! Wir müssen (= "Ich will") DAS GUTE TUN. Es ist viel Richtiges und WAHRES ERKANNT worden. Jetzt muss das GUTE in der Begegnung mit anderen Menschen GETAN werden.
Danke Daniel für deine Darstellung! Zur Degeneration der Kulturpflanzen fällt mir noch der Yams ein, Dioscorea batata, der da und dort vereinzelt aufwendig kultiviert wird. Man nennt ihn auch Lichtwurzel. Der Grund: Die Kartoffel, so erkannte Rudolf Steiner vor über 100 Jahren, würde mit der Zeit nicht mehr in der Lage sein, die Menschen mit den notwendigen Lichtkräften zu ernähren. Er sprach natürlich nicht von den Kalorien. Mit etwas Übung sind wir selbst durchaus in der Lage, die Wirkung einzelner Nahrungsmittel auf unseren Organismus zu "erlauschen". Ich habe mit Eiern markante Unterschiede erlebt. Ähnlich war es mit der Verpackung bei einem guten Mineralwasser (im Blindversuch!): belebend und aufhellend aus der Glasflasche, "stumpf" und weniger belebend aus der Petflasche. Da gibt es noch sehr viel zu erforschen!
Die Pflanze Yams habe ich nicht gekannt, vielen Dank für diese Ergänzung Bernhard. Was passiert denn genau mit dem Yams, degeneriert sie ebenfalls oder hast du das so gemeint, dass der Yams eine Alternative wäre, wenn die Kartoffel dereinst zu stark degeneriert wurde?
Ja, sorry, war etwas kurz=unklar. Dioscorea batata als Alternative zur Kartoffel, die eben unter dem industriellen Anbau gelitten hat wie viele andere Kulturpflanzen, inkl. Wald! Leider ist die Lichtwurzel für den Großmengenanbau nicht geeignet. Aber vielleicht ist es ja richtig so.
Ich habe mich mit der Lichtwurzel noch nicht beschäftigt (meine Frau ist noch nicht überzeugt, dass wir sie anbauen könnten), aber hier wäre ein Link zur Lichtyam vom Andreashof: https://www.lichtyam.de/ueber-uns/lichtyam/
Vielen Dank für diesen großartigen, durchdachten, ehrlichen und klug aufgebauten Beitrag! Du hast es geschafft, die uralte Frage nach dem „guten“ oder „bösen“ Menschen auf eine wohltuend offene Weise zu beleuchten, ohne dich in Schwarz-Weiß-Mustern zu verlieren. Besonders stark finde ich die Gegenüberstellung von „Herr der Fliegen“ und der realen Inselgeschichte – das öffnet tatsächlich den Blick dafür, wie stark wir durch bestimmte Erzählungen geprägt werden.
Deine Verbindung zur Pflanzenwelt hat mich besonders fasziniert. Der Gedanke, dass nicht nur wir Menschen, sondern auch Pflanzen durch Entwurzelung und „Zucht“ ihre natürlichen Fähigkeiten verlieren, bleibt wirklich hängen.
Ein Gedanke, der mir beim Lesen noch kam: Wer profitiert eigentlich von dieser Entwicklung? Wer verdient daran, dass wir Menschen uns immer weiter von der Natur, von echten Begegnungen und von einem „artgerechten“ Leben entfernen? Ich glaube, es wäre spannend, diese Kapital- und Machtfrage noch stärker mit in den Blick zu nehmen – vielleicht in einem zukünftigen Beitrag?
Auf jeden Fall danke für diesen Perspektivwechsel. Ich nehme viel daraus mit.
Deine Rückmeldung hat mich sehr gefreut - vielen Dank. Das ist eine spannende Frage, wer denn genau davon profitiert von dieser Entwicklung. Ich denke, es ist schlussendlich eine Folge der Konsumgesellschaft und dahinter liegt das Paradigma des ständigen Wachstums. Diese "Konsummaschine" ist aus meiner Sicht sehr stark daran interessiert, dass Menschen sich nicht mehr spüren und nicht mehr verbunden sind mit ihrer Umwelt, denn nur so werden sie Ersatz im Konsum suchen und viele Dinge kaufen.
Meine aktuelle Annahme ist die, dass diese Idee, dass die Wirtschaft ständig wachsen muss, schlussendlich auf das Zinssystem zurückzuführen ist. Das Geldsystem ist mit den Zinsen so aufgebaut, dass fortwährend mehr und mehr Geld geschaffen werden muss, damit die Zinsen bezahlt werden können. Das hat zur Folge, dass immer mehr Lebensbereiche ökonomisiert werden, sprich: Was früher frei verfügbar war, wird Teil des Wirtschaftssystems und entsprechend muss nun dafür bezahlt werden (z.B. Wasser oder Kinderbetreuung).
Insofern profitieren all die Wirtschaftskapitäne von dieser Entwicklung, im grösseren Kontext ist es aber eine Glaubensfrage. Wir könnten uns z.B. ja auch eine Religion vorstellen, in der wir uns als Teil der Natur verstehen und in der alles miteinander verbunden ist. Der Monotheismus scheint aber eher zur Folge zu haben, dass sich die Menschen als die "auserwählte Spezies" sehen, als "Krone der Schöpfung".
Ja, das wäre tatsächlich Material für zukünftige Beiträge - gleichzeitig habe ich über vieles davon auch schon geschrieben. :-)
Man könnte ja, um den Gedanken weiterzuspinnen, mit Ivan Illich und Giorgio Agamben, um ein bisschen Name-dropping zu betreiben, der Vermutung nachgehen, dass das moderne Wirtschaftssystem sich aus dem mittelalterlichen Kirchensystem heraus entwickelt hat, und dabei dann sozusagen die Perversion einer Perversion ist.
Ich denke, dass die Idee der Krone der Schöpfung und der Monotheismus nicht das zugrundeliegende Problem sein müssten, denn oben zu stehen in einer Hierarchie bedeutet in gesunder Auslegung ja gerade, die volle Verantwortung für alles "unter" einem Liegende zu übernehmen. Der Mensch als Hüter der (ihm untergebenen) Natur. So wurde das von vielen Christen ja auch aufgefasst (besonders bekannt vllt Franz von Assisi).
Ich will da jetzt an dieser Stelle auch gar nicht zu tief einsteigen, aber ich denke, dass der aufkommende Materialismus, den das mittelalterliche Kirchensystem ja pflegt, und den die Reformation gerade nicht überwindet, vor allem im Calvinismus, der Hauptgrund für unsere Probleme ist, uns in die Natur einzufügen. Während in den Evangelien ganz klar zu lesen ist, dass irdische Besitztümer eher hinderlich sind, und Reiche es wohl nicht in den Himmel schaffen werden, sehr schöne poetische Stellen in meinen Augen (Matthäus 6,19-34), hat sich diese Idee dazu umgedreht, dass irdische Reichtümer ein Zeichen dafür seien, dass man zu den Auserwählten, Geretteten, gehört. Es folgt der Kapitalismus :)
Vielen Dank noch einmal für die vielen spannenden Kommentare zu meinem Text. Wie meine Reaktionszeit erahnen lässt, war bei mir in den letzten zwei Wochen gerade zu viel los, als dass ich hier angemessen hätte weiter diskutieren können. Ich habe die Kommentare aber allesamt sehr gerne gelesen und sie regen mich an, weiter über das Thema nachzudenken.
Ich wollte mit meinem Text eigentlich auch gar kein "Religions-Bashing" betreiben (wie Berhard weiter oben geschrieben hat), auch wenn ich unser Hierarchie-Verständnis schon auch in enger Verbindung mit den Bildern und Ansprüchen der Kirche sehe. Ich gehe aber mit dir einig, Conrad, dass in vielen Religionen, und so auch im Christentum, eigentlich bereits sehr viel gutes angelegt wäre. Gerade kürzlich wurde mir bewusst, dass die wortwörtliche Übersetzung von "Hierarchie" als "heilige Herrschaft" ja auch bedeuten könnte, dass diese Ordnung etwas heiliges ist, die wir hegen und pflegen sollten. Vorher war der Hierarchie-Begriff resp. diese heilige Herrschaft für mich eher negativ besetzt, jedoch könnte diese Herrschaft, oder: Führung, ja auch in einem demütigen Sinne erfolgen (Demut als wichtiger christlicher Wert). Und ich glaube, diese Demut wäre ein wichtiger Aspekt von einem Selbstverständnis des Homo Sapiens als Teil der Natur. In diesem Sinne: Vielen Dank noch einmal für die Anregungen. :-)
Viele spannende Gedanken dabei! Die reale Herr der Fliegen Geschichte ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Realität manchmal doch nicht so gruselig ist, wie wir es uns ausmalen. Der Gedanke mit den Pflanzen, die kultiviert immer weniger kommunizieren, ist mir gänzlich neu! Spannend.
Mir gefällt auch gut, dass Du von Deinen diesbezüglichen Empfindungen sprichst. Dass du das Gefühl hast, dass da etwas Vitales an den Pflanzen fehlt, und dass uns im Technologi-Raum eingesperrt etwas abgeht. Wir müssen wieder mehr gesunde Empfindungen dafür entwickeln, wie die Dinge / die Handlungen sich eigentlich anfühlen. Und dafür braucht man natürlich den Vergleich.
Zu Hobbes und Rousseau (die ja auch als Stammvater der Konservativen resp. Progressiven gelten) würde ich gerne noch anmerken, dass beide von einem Naturzustand ausgehen, bei dem der Mensch als isoliertes Individuum agiert, was natürlich Quatsch ist, denn der Mensch war schon immer ein Herdentier und das Individuum hat sich erst im Laufe der Zeit überhaupt aus der Gruppe herausgeformt. Insofern hatten beide unrecht. Von Hobbes kann man über Politik aber dennoch viel lernen, Rousseau hingegen ist mir äußerst unsympathisch :)
Herzlichen Dank für deinen Kommentar, Conrad. Ich habe den Eindruck, dass du dich wahrscheinlich viel tiefer mit Rousseau und Hobbes auseinandergesetzt hast und finde deine Anmerkungen sehr interessant. Ich habe die beiden lediglich verwendet, um die zwei Positionen einzuführen - was ihnen wahrscheinlich überhaupt nicht gerecht wird.
Tatsächlich kam mir der Impuls für diesen Artikel, als ich einen Artikel darüber gelesen habe, dass Kulturpflanzen ihre Kommunikationsfähigkeiten verlieren. Der Vergleich zu unserer Spezies war da für mich doch sehr naheliegend. Und ja, wir sind auch fühlende Wesen - das geht aus meiner Sicht in der Wirtschaftswelt oder in der Politik viel zu oft vergessen.
Dank an Daniel, Gerburgis und Conrad! Gute Artikel locken gute Kommentare hervor!
Ich wage den Versuch einer Weiterführung: Natürlich suchen und finden wir für die (Fehl-?)Entwicklungen der vergangenen Epoche gute Gründe und auch "Schuldige". Wichtig scheint mir aber, dass wir das immer tiefere Eintauchen in den Materialismus in den Jahrhunderten von ca. 1400 bis 1900 als nicht zu umgehende Phase der Menschheitsentwicklung erkennen und akzeptieren. Und die Kräfte, die uns da gerne noch tiefer hinein verstricken möchten, haben in den letzen 130 Jahren nicht geschlafen, im Gegenteil. Darum sollten wir nicht jammern oder Religionen-Bashing und dergleichen betreiben und uns alle paar Jährchen von neuen Versuchungen benebeln lassen – ich denke aktuell an KI; Substack leidet gerade heftig an pubertären KI-Bildchen-Pickeln; wann werden wir endlich erwachsen?! Die neuen Impulse müssen wir uns selber geben. Sie liegen in der persönlichen Entwicklung und müssen im Sozialen wirksam werden, im freien Zusammenwirken von freien Menschen. Und da geschieht schon sehr viel Gutes! Wir müssen (= "Ich will") DAS GUTE TUN. Es ist viel Richtiges und WAHRES ERKANNT worden. Jetzt muss das GUTE in der Begegnung mit anderen Menschen GETAN werden.
Danke Daniel für deine Darstellung! Zur Degeneration der Kulturpflanzen fällt mir noch der Yams ein, Dioscorea batata, der da und dort vereinzelt aufwendig kultiviert wird. Man nennt ihn auch Lichtwurzel. Der Grund: Die Kartoffel, so erkannte Rudolf Steiner vor über 100 Jahren, würde mit der Zeit nicht mehr in der Lage sein, die Menschen mit den notwendigen Lichtkräften zu ernähren. Er sprach natürlich nicht von den Kalorien. Mit etwas Übung sind wir selbst durchaus in der Lage, die Wirkung einzelner Nahrungsmittel auf unseren Organismus zu "erlauschen". Ich habe mit Eiern markante Unterschiede erlebt. Ähnlich war es mit der Verpackung bei einem guten Mineralwasser (im Blindversuch!): belebend und aufhellend aus der Glasflasche, "stumpf" und weniger belebend aus der Petflasche. Da gibt es noch sehr viel zu erforschen!
Die Pflanze Yams habe ich nicht gekannt, vielen Dank für diese Ergänzung Bernhard. Was passiert denn genau mit dem Yams, degeneriert sie ebenfalls oder hast du das so gemeint, dass der Yams eine Alternative wäre, wenn die Kartoffel dereinst zu stark degeneriert wurde?
Ja, sorry, war etwas kurz=unklar. Dioscorea batata als Alternative zur Kartoffel, die eben unter dem industriellen Anbau gelitten hat wie viele andere Kulturpflanzen, inkl. Wald! Leider ist die Lichtwurzel für den Großmengenanbau nicht geeignet. Aber vielleicht ist es ja richtig so.
Ich habe mich mit der Lichtwurzel noch nicht beschäftigt (meine Frau ist noch nicht überzeugt, dass wir sie anbauen könnten), aber hier wäre ein Link zur Lichtyam vom Andreashof: https://www.lichtyam.de/ueber-uns/lichtyam/
Vielen Dank für diesen großartigen, durchdachten, ehrlichen und klug aufgebauten Beitrag! Du hast es geschafft, die uralte Frage nach dem „guten“ oder „bösen“ Menschen auf eine wohltuend offene Weise zu beleuchten, ohne dich in Schwarz-Weiß-Mustern zu verlieren. Besonders stark finde ich die Gegenüberstellung von „Herr der Fliegen“ und der realen Inselgeschichte – das öffnet tatsächlich den Blick dafür, wie stark wir durch bestimmte Erzählungen geprägt werden.
Deine Verbindung zur Pflanzenwelt hat mich besonders fasziniert. Der Gedanke, dass nicht nur wir Menschen, sondern auch Pflanzen durch Entwurzelung und „Zucht“ ihre natürlichen Fähigkeiten verlieren, bleibt wirklich hängen.
Ein Gedanke, der mir beim Lesen noch kam: Wer profitiert eigentlich von dieser Entwicklung? Wer verdient daran, dass wir Menschen uns immer weiter von der Natur, von echten Begegnungen und von einem „artgerechten“ Leben entfernen? Ich glaube, es wäre spannend, diese Kapital- und Machtfrage noch stärker mit in den Blick zu nehmen – vielleicht in einem zukünftigen Beitrag?
Auf jeden Fall danke für diesen Perspektivwechsel. Ich nehme viel daraus mit.
Deine Rückmeldung hat mich sehr gefreut - vielen Dank. Das ist eine spannende Frage, wer denn genau davon profitiert von dieser Entwicklung. Ich denke, es ist schlussendlich eine Folge der Konsumgesellschaft und dahinter liegt das Paradigma des ständigen Wachstums. Diese "Konsummaschine" ist aus meiner Sicht sehr stark daran interessiert, dass Menschen sich nicht mehr spüren und nicht mehr verbunden sind mit ihrer Umwelt, denn nur so werden sie Ersatz im Konsum suchen und viele Dinge kaufen.
Meine aktuelle Annahme ist die, dass diese Idee, dass die Wirtschaft ständig wachsen muss, schlussendlich auf das Zinssystem zurückzuführen ist. Das Geldsystem ist mit den Zinsen so aufgebaut, dass fortwährend mehr und mehr Geld geschaffen werden muss, damit die Zinsen bezahlt werden können. Das hat zur Folge, dass immer mehr Lebensbereiche ökonomisiert werden, sprich: Was früher frei verfügbar war, wird Teil des Wirtschaftssystems und entsprechend muss nun dafür bezahlt werden (z.B. Wasser oder Kinderbetreuung).
Insofern profitieren all die Wirtschaftskapitäne von dieser Entwicklung, im grösseren Kontext ist es aber eine Glaubensfrage. Wir könnten uns z.B. ja auch eine Religion vorstellen, in der wir uns als Teil der Natur verstehen und in der alles miteinander verbunden ist. Der Monotheismus scheint aber eher zur Folge zu haben, dass sich die Menschen als die "auserwählte Spezies" sehen, als "Krone der Schöpfung".
Ja, das wäre tatsächlich Material für zukünftige Beiträge - gleichzeitig habe ich über vieles davon auch schon geschrieben. :-)
Vielen Dank!😊
Man könnte ja, um den Gedanken weiterzuspinnen, mit Ivan Illich und Giorgio Agamben, um ein bisschen Name-dropping zu betreiben, der Vermutung nachgehen, dass das moderne Wirtschaftssystem sich aus dem mittelalterlichen Kirchensystem heraus entwickelt hat, und dabei dann sozusagen die Perversion einer Perversion ist.
Ich denke, dass die Idee der Krone der Schöpfung und der Monotheismus nicht das zugrundeliegende Problem sein müssten, denn oben zu stehen in einer Hierarchie bedeutet in gesunder Auslegung ja gerade, die volle Verantwortung für alles "unter" einem Liegende zu übernehmen. Der Mensch als Hüter der (ihm untergebenen) Natur. So wurde das von vielen Christen ja auch aufgefasst (besonders bekannt vllt Franz von Assisi).
Ich will da jetzt an dieser Stelle auch gar nicht zu tief einsteigen, aber ich denke, dass der aufkommende Materialismus, den das mittelalterliche Kirchensystem ja pflegt, und den die Reformation gerade nicht überwindet, vor allem im Calvinismus, der Hauptgrund für unsere Probleme ist, uns in die Natur einzufügen. Während in den Evangelien ganz klar zu lesen ist, dass irdische Besitztümer eher hinderlich sind, und Reiche es wohl nicht in den Himmel schaffen werden, sehr schöne poetische Stellen in meinen Augen (Matthäus 6,19-34), hat sich diese Idee dazu umgedreht, dass irdische Reichtümer ein Zeichen dafür seien, dass man zu den Auserwählten, Geretteten, gehört. Es folgt der Kapitalismus :)
Vielen Dank noch einmal für die vielen spannenden Kommentare zu meinem Text. Wie meine Reaktionszeit erahnen lässt, war bei mir in den letzten zwei Wochen gerade zu viel los, als dass ich hier angemessen hätte weiter diskutieren können. Ich habe die Kommentare aber allesamt sehr gerne gelesen und sie regen mich an, weiter über das Thema nachzudenken.
Ich wollte mit meinem Text eigentlich auch gar kein "Religions-Bashing" betreiben (wie Berhard weiter oben geschrieben hat), auch wenn ich unser Hierarchie-Verständnis schon auch in enger Verbindung mit den Bildern und Ansprüchen der Kirche sehe. Ich gehe aber mit dir einig, Conrad, dass in vielen Religionen, und so auch im Christentum, eigentlich bereits sehr viel gutes angelegt wäre. Gerade kürzlich wurde mir bewusst, dass die wortwörtliche Übersetzung von "Hierarchie" als "heilige Herrschaft" ja auch bedeuten könnte, dass diese Ordnung etwas heiliges ist, die wir hegen und pflegen sollten. Vorher war der Hierarchie-Begriff resp. diese heilige Herrschaft für mich eher negativ besetzt, jedoch könnte diese Herrschaft, oder: Führung, ja auch in einem demütigen Sinne erfolgen (Demut als wichtiger christlicher Wert). Und ich glaube, diese Demut wäre ein wichtiger Aspekt von einem Selbstverständnis des Homo Sapiens als Teil der Natur. In diesem Sinne: Vielen Dank noch einmal für die Anregungen. :-)
Viele spannende Gedanken dabei! Die reale Herr der Fliegen Geschichte ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Realität manchmal doch nicht so gruselig ist, wie wir es uns ausmalen. Der Gedanke mit den Pflanzen, die kultiviert immer weniger kommunizieren, ist mir gänzlich neu! Spannend.
Mir gefällt auch gut, dass Du von Deinen diesbezüglichen Empfindungen sprichst. Dass du das Gefühl hast, dass da etwas Vitales an den Pflanzen fehlt, und dass uns im Technologi-Raum eingesperrt etwas abgeht. Wir müssen wieder mehr gesunde Empfindungen dafür entwickeln, wie die Dinge / die Handlungen sich eigentlich anfühlen. Und dafür braucht man natürlich den Vergleich.
Zu Hobbes und Rousseau (die ja auch als Stammvater der Konservativen resp. Progressiven gelten) würde ich gerne noch anmerken, dass beide von einem Naturzustand ausgehen, bei dem der Mensch als isoliertes Individuum agiert, was natürlich Quatsch ist, denn der Mensch war schon immer ein Herdentier und das Individuum hat sich erst im Laufe der Zeit überhaupt aus der Gruppe herausgeformt. Insofern hatten beide unrecht. Von Hobbes kann man über Politik aber dennoch viel lernen, Rousseau hingegen ist mir äußerst unsympathisch :)
Herzlichen Dank für deinen Kommentar, Conrad. Ich habe den Eindruck, dass du dich wahrscheinlich viel tiefer mit Rousseau und Hobbes auseinandergesetzt hast und finde deine Anmerkungen sehr interessant. Ich habe die beiden lediglich verwendet, um die zwei Positionen einzuführen - was ihnen wahrscheinlich überhaupt nicht gerecht wird.
Tatsächlich kam mir der Impuls für diesen Artikel, als ich einen Artikel darüber gelesen habe, dass Kulturpflanzen ihre Kommunikationsfähigkeiten verlieren. Der Vergleich zu unserer Spezies war da für mich doch sehr naheliegend. Und ja, wir sind auch fühlende Wesen - das geht aus meiner Sicht in der Wirtschaftswelt oder in der Politik viel zu oft vergessen.