6 Kommentare
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Avatar von Conrad Knittel

Hey, vielen Dank für diese wirklich gut nachvollziehbare Darstellung von Konzepten, die ich bisher nur vage vom Hörensagen kannte. Ich könnte mir vorstellen, dass insgesamt ein paar mehr anschauliche Beispiele gewinnbringend sein könnten.

Das Beispiel mit der Familie und dem Essen war ja auch sehr illustrativ.

Ich habe insgesamt das Gefühl, dass ich zu den Leuten gehören würde, die da erstmal mit inneren Widerständen zu kämpfen hätten, diese (also meine Widerstände) aber auch bereitwillig bekämpfen würde für die Sache ;) Nur frage ich mich noch, ob wirklich in den meisten Fällen bei politischen Entscheidungen "Kompromisse" gefunden werden können, wo dann kein Widerstand mehr kommt. Wenn ich mir die polaren Haltungen im BT ansehe, dann scheint mir das schwer vorstellbar. Wäre aber vllt ja auch gerade das rechte Heilmittel für diese starken Gräben.

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Avatar von Daniel Sigrist

Danke für deine Rückmeldung. Stimmt, beim Konsent hätte ich das im Text anhand eines Beispiels auch noch einmal durchspielen können.

Die Bedenken, dass es in der Integration von Einwänden zu "Patt-Situationen" kommen könnte, erlebe ich vor allem in theoretischen Settings (z.B. in Weiterbildungen). In der Praxis kommt das in meiner Erfahrung aber eigentlich nie vor. Das kommt aus meiner Sicht daher, dass es zwingend eine gemeinsame Grundlage geben muss, dass mit Konsent gearbeitet werden soll - und darauf kann man sich dann auch in der Moderation beziehen.

In der Holokratie wird dieses Szenario entsprechend auch im Regelwerk (der Holacracy Constitution) adressiert: Wenn eine Person sich bei gültigen Einwänden nicht an der Lösungsfindung beteiligt, kann ihr Einwand resp. ihr Vorschlag ungültig werden. In der Regel reicht es, wenn man diesen Abschnitt aus der Holacracy-Verfassung erwähnt und dann bewegen sich die Menschen doch. Merke: Ohne diese gemeinsame "Verfassungsgrundlage" geht es also nicht.

Das dürfte aus meiner Sicht auch der springende Punkt in der Politik sein: Es müsste eine gemeinsame Entscheidung geben, dass die Entscheidungsfindung im Konsent vollzogen werden soll. Beim Bundestag sehe ich zusätzlich auch noch das Problem, dass er schlichtweg zu gross ist für eine Entscheidungsfindung im Konsent resp. die Methode müsste dann angepasst und in mehreren kleineren Kreisen parallel durchgeführt werden. Also hier auch eher ein Hinweis, dass es einen grundsätzlichen Systemwechsel bräuchte. ;-)

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Avatar von Conrad Knittel

Ja, okay, der Hinweis, dass sich ja alle auf die "Spielregeln" eingelassen haben, und dann entsprechend auch so spielen müssen, macht das Funktionieren plausibler.

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Avatar von Conrad Knittel

Ich finde auch den Hinweis mit der Architektur am Ende sehr bedenkenswert. Wir wissen aus der psychologischen Forschung ja, wie sehr das Ambiente das Verhalten und die Einstellung vom Menschen beeinflusst, insofern vollkommen plausibel! Auch unsere Städte sollten einfach hübscher werden, das senkt die Verbrechensraten.

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Avatar von Stefanie Moser

Danke für diese Übersicht, das systemische Konsensieren - Widerstandsabfrage gefällt mir besser - habe ich so noch nie gesehen, das scheint mir tatsächlich vielversprechend, obwohl ich mit dem Hut der positiven Psychologie grad noch etwas über den Fokus auf Widerstände hadere :-). Du beschreibst auch schön, dass sich taktieren nicht lohnt. Genau da ist Politik scheinbar noch weit davon entfernt, wenn ich lese, wie gerade letzte Woche die Ständeräte über die Individualbesteuerung abgestimmt haben. Aber wie du richtig sagst: Wir können schon mal mit kleineren Schritten anfangen. Danke für die fundierten Grundlagen, sehr wertvoll!

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Avatar von Daniel Sigrist

Merci für deine Rückmeldung, Stefanie. Ich habe kürzlich auch in einem Setting die Widerstandsabfrage vorgeschlagen, wo es dann aber auch nicht gepasst hat, weil sie nicht diesen Fokus auf Widerstände wollten. Ich denke, das müsste man dann wohl ein wenig besser erklären und vielleicht gar nicht von "Widerstand" sprechen - vielleicht daher also doch besser bei der Bezeichnung "Systemisches Konsensieren" bleiben, statt es "Widerstandsabfrage" zu nennen? Ich denke, man könnte die Abfrage auch ganz einfach ohne das Wort "Widerstand" machen: 0 bedeutet: “Ich habe keinen Einwand gegen diesen Vorschlag”, 10 bedeutet: “Dieser Vorschlag ist für mich unannehmbar.”

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