5 Kommentare
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Avatar von Manuel Lehmann

Salut Daniel,

sehr gerne.. Danke für Deine Reaktion.

Liebe Grüsse

Manuel

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Avatar von Manuel Lehmann

Salut Daniel,

danke für Deinen Text.

Dass man Aufstellungen nicht erklären kann, würde ich eher nicht sagen. Ich habe die Thesen von Rupert Sheldrake zu morphischen Feldern gelesen. Von da ist es nicht mehr so weit zu einer Erklärung.

Und dass die heutige Ausprägung der LGBTQ+-Bewegung viel mit dem Patriarchat zu tun hat, ist für mich plausibel, weil das Patriarchat uns ja stark geprägt hat. Entsprechend stark fällt auch der Widerstand aus. Dass sich die LGBTQ+-Bewegung vor allem gegen Männer wendet, würde ich nicht sagen. Schwule können auch sehr männlich sein und alles Weibliche abwerten, so auch eher feminine und feinfühlige Männer. Dies berichten Männer aus der Bewegung.

Und dann kann ich mir auch vorstellen, dass viele Menschen eigentlich zur Bisexualität neigen und dann aus ihrer Geschichte heraus sich "entscheiden". Zudem haben wir beide Pole (weiblich und männlich) in uns und können uns da genauso entscheiden. Dies kann aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Für die einen, ist es dann eine Tatsache. Für andere eine Entscheidung.

Mir gefällt die Haltung von Kim de l'Horizon (in einem Interview mit Migros Engagement):

Was stört Sie an der öffentlichen Wahrnehmung als nonbinärer Mensch?

"Ich glaube nicht an fixe Identitäten. Mir ist wichtig, dass wir wieder offen werden für neue Erfahrungen."

Was hält uns zurück?

"Unsere Kultur. Als Kinder haben wir noch grosse Lust und Freude, uns auszuprobieren, in andere Rollen zu schlüpfen, uns selbst zu spüren. Im Laufe der Kindheit trainieren wir uns diese Offenheit ab."

Meine Meinung dazu ist, dass wir mehr spielen sollten, Rollen ausprobieren. Vielleicht nur ab und zu, vielleicht als Lebensphasen. Dann müssten wir uns auch nicht mehr so ärgern und abwerten, wenn wer anders ist. Was in meinem Empfinden gar nicht hilft: Dass Dogmen aufgestellt werden und diese mit universellen oder göttlichen Gesetzen begründet werden (geschieht aktuell leider häufig in der spirituellen Szene). Wer dem nicht entspricht, wird als verwirrt bezeichnet. Mehr Intoleranz geht fast nicht. Und es wird ja dann faktisch ein Verbot ausgesprochen, sich auszuprobieren.

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Avatar von Daniel Sigrist

Hallo Manuel, vielen Dank für deine Zeilen. Es freut mich sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen!

Ich habe noch nie so lange an einem Blogbeitrag gearbeitet, wie jetzt an diesem Text. Ich habe versucht, möglichst viele verschiedene Aspekte zu berücksichtigen und dabei auch vorsichtig zu formulieren. Gelungen ist mir dies sicherlich nur teilweise und um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, müsste der Text wahrscheinlich noch viel länger sein. Daher freut es mich, dass du ein paar wichtige Ergänzungen zu meinem Text in deinem Kommentar eingebracht hast.

Dass die LGBTQ-Bewegung sich gegen Männer richtet, war nicht das, was ich aussagen wollte. Vielmehr ging es mir darum, dass der "Mann" aus meiner Sicht immer noch als Referenzpunkt verwendet wird. Das finde ich persönlich unnötig und wenig hilfreich. Deine These, dass viele Menschen eigentlich zur Bisexualität neigen und sich dann "entscheiden", finde ich sehr interessant. Bezüglich der sexuellen Orientierung habe ich das selber so nicht erlebt, aber durchaus bezüglich der Geschlechtsidentität. Als Kind habe ich in Rollenspielen oftmals eine Frau gespielt und vor allem in der Adoleszenz hat es mir sehr zu schaffen gemacht, was auf mich als "Mann" projiziert wurde und welche Leitsätze mir zur "Männlichkeit" angeboten wurden. Insofern klingt für mich ebenfalls sehr stimmig, was Kim de l'Horizon wie von dir zitiert über die Kindheit gesagt hat (den Brief an Ueli Maurer in der NZZ fand ich übrigens auch sehr gut).

Ich lebe nun seit sechs Jahren in Luzern und habe mich zu Beginn noch sehr stark von der Fasnacht ferngehalten, weil ich als Berner nicht mit dem aufgewachsen bin und sie auch abgewertet habe. Unterdessen sehe ich aber genau darin den grossen Wert der Fasnacht, dass man mal für ein paar Tage in andere Rollen schlüpfen und experimentieren kann. Insofern wäre es eigentlich sogar erstrebenswert, dass jeden Tag Fasnacht ist. Oder noch besser: Dass es keine Fasnacht mehr braucht, um spielerisch verschiedene Rollen auszuprobieren!

Ich weiss nicht, ob das hier in diesem Kommentar jetzt anders klingt, als in meinem Text? Dein Kommentar hat mir jedenfalls geholfen, nochmals zu schärfen, um was es mir geht. Herzlichen Dank!

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Avatar von Adriana Burgstaller

Lieber Daniel

Gerade habe ich deinen Text gelesen und finde es sehr schön, wie differenziert und vielschichtig du Themen verknüpfst, die mir persönlich ebenfalls wichtig sind und mit denen ich mich beschäftige.

Ein paar Gedanken dazu:

Aus meiner Erfahrung mit Familien- und Organisationsaufstellungen (ich bin im dritten Jahr einer intensiven Ausbildung) und als Psychologin ist mir klar, dass sich traumatische Erlebnisse in der Familiengeschichte auch unbewusst auf das Erleben und Verhalten von Menschen auswirken können.

Spannend ist, dass sich durch die Auflösung von Verstrickungen Dinge wie "sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsidentität" verändern können - dass sie das aber nicht immer tun! Es kommt ebenso vor, dass diese Merkmale auch nach der Bearbeitung der Verstrickungen bestehen bleiben, sich nun aber freier und leichter anfühlen, da sie von der Last der Geschichte befreit sind.

Eine mögliche Verbindung mit transgenerationalen Traumata bedeutet also nicht, dass Fragen der Geschlechtsidentität dadurch "erklärt" werden könnten oder sich automatisch auflösen würden, wenn die Verstrickungen gelöst sind.

Der Bericht von SRF Investigativ schien mir sehr unausgewogen und auch teilweise unfair gegenüber den portraitierten (Fach-)personen, ich empfand ihn als polemisch. Hast du Dagmar Paulis Buch "Die anderen Geschlechter" gelesen? Ich habe den Eindruck einer sehr differenzierten und sorgfältigen Haltung gewonnen, die im Film so nicht zum Ausdruck kam. Ich mache mir Sorgen, dass diese in meiner Wahrnehmung polemische Berichterstattung jungen betroffenen Menschen unnötige Steine in den Weg legt.

Danke für deine Gedanken zum Patriarchat! Da liegt meines Erachtens ein Schlüssel für vieles in unserer Gesellschaft. Ich freue mich, dass es mittlerweile viele Menschen (unterschiedlicher Geschlechter) gibt, die sich mit einem kritischen Blick und mit einem Wunsch für Neues verbinden :)

Herzliche Grüsse

Adriana

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Avatar von Daniel Sigrist

Liebe Adriana, vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar!

Bezüglich den Familienaufstellungen habe ich absichtlich versucht, mich zurückhaltend auszudrücken, was die Auflösung von Verstrickungen angeht. Bewusst habe ich Generationenübertragungen in diesem Zusammenhang als Hypothese formuliert und sehe es so, dass diese bei Genderdysphorie eine Rolle spielen könnten - oder eben auch nicht.

Die schnelle Gabe von Pubertätsblockern sehe ich jedoch kritisch und das ist auch das, was ich primär aus dem SRF-Bericht gelesen habe. Das Buch von Dagmar Pauli habe ich nicht gelesen, ihre Aussagen in der Reportage fand ich aber eigentlich gut und ich hatte auch den Eindruck, dass sie professionell arbeitet. Gleichzeitig gibt es aber dennoch die Kritik der Eltern, welche sich eben auch mit den Erfahrungen der "Parents of ROGD-Kids" deckt. Gerade bei Jugendlichen, und mit Blick auf die immer noch sehr stark ausgeprägten Gender-Schablonen in unserer patriarchalen Gesellschaft, wünsche ich mir, dass sie frei eine eigene Geschlechtsidentität leben können, ohne dass sie dazu zwingend ihren Körper medizinisch verändern müssen. Ich jedenfalls bin sehr froh, dass ich "Männlichkeit" heute nicht so leben muss, wie mir das als Kind im Berner Oberland vorgelebt wurde.

Herzliche Grüsse & bis bald wieder

Daniel

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