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Es ist wohltuend, dass Daniel das Wildtier-Thema, das üblicherweise dem politischen Links-Rechts-Gezerre ausgesetzt ist, mal aus der Perspektive "Teil der Natur zu sein", beleuchtet. Er zeigt an einem

konkreten aktuellen Beispiel auf, was die mittelalterliche Psychologie (z.B. des Thomas von Aquin) schon betont hat: Gut und Böse sind keine absoluten, sondern relative Begriffe. Für Thomas gab

es das Böse gar nicht, es war nur ein Mangel an Sein. Das Urteil darüber, ob für ein urteilsfähiges menschliches Individuum ein Ereignis, eine Tat oder Handlung gut oder schlecht (böse) ist , hängt davon ab, was dieses sich wünscht, was es will, wonach es strebt. Das Erreichen des Begehrten, Gewünschten, Erstrebten ist " gut" und macht Freude, das Nichterlangen oder der Verlust des "Guten" ist "böse" und macht traurig. Der urteilsfähige Mensch ist eine Randerscheinung der Natur und der Evolution des Lebendigen. Das Leben beruht hauptsächlich auf Instinkt. Es ist eine extrem anthropozentrische Sicht, von einem bösen Bären zu reden. Diese anthropozentrische Sicht ist tief in der Spezies "homo sapiens" verankert. Daniel R. Hendrick zeigt in seiner Umweltgeschichte des Anthropozäns "Macht Euch die Erde untertan" auf, dass sich unsere Spezies vor allem im Kampf gegen die grossen Wildtiere durchgesetzt hat. Was dem altsteinzeitlichen Jäger das Überleben sicherte, kann dem Menschen des 21. Jahrhunderts die Lebensgrundlagen rauben. Die in der Moderne zu extremen Grössenverhältnissen vorangetriebene Spaltung zwischen Kultur und Natur ist eine dringend zu korrigierende Prämisse und sollte durch die Vorstellung "Teil der Natur" zu sein abgelöst werden. Wenn uns dies gelingt, werden wir auch Charles Darwin anders lesen. Das Kernthema seines Hauptwerkes "Die Entstehung der Arten" ist nicht der Kampf ums Dasein, sondern die Vielfalt des Lebens als Ergebnis einer unendlich gegenseitigen Vernetzung von Lebensprozessen. Vielleicht sehen wir ihn dann als einen der Gründerväter der Ökologie. Daniels Blog ist ein Ansporn, das Problem nicht wie bisher durch den Abschuss der Wildtiere zu lösen, sondern entsprechend unseren gewachsenen Ressourcen Wege zu finden, in denen das Weiterleben der grösseren Wildtiere mit den Schutzbedürfnissen der Menschen und seiner Nutz- und Haustiere vereinbar sind.

Neni.

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