Welche unsichtbare Brille trägst du?
Weitere Gedanken zum Thema Toleranz und Empathie - und was das alles mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen zu tun haben könnte.

Für einmal schien ich mit meinem letzten Text “Wie steht es um die Toleranz in unserer Gesellschaft?” der Zeit nun wirklich ein paar Tage voraus zu sein. Die von mir in diesem Text erwähnte Studie zur affektiven Polarisierung wurde letzte Woche nämlich von der Sonntagszeitung (Tamedia) aufgegriffen, bald auch im Blick (Ringier) und schliesslich am Freitag in der Luzerner Zeitung (CH-Media) diskutiert. Ausschlaggebend für die Diskussion war nicht zuletzt der ziemlich zugespitzte Titel, den die Sonntagszeitung verwendet hat: „Links, urban, gebildet - und intolerant“. Auf Linked-in war bereits am Sonntagabend starke Kritik dieser Berichterstattung zu lesen, verknüpft mit der Meinung, dass Tamedia „seit Monaten gegen emanzipatorische Kräfte hetzen“ würde. Im besagten Artikel der Sonntagszeitung steht jedoch genau das geschrieben: dass im linken Milieu eine abweichende Meinung sehr schnell „Hetze“ genannt werde. Jener Kommentar auf Linked-in, der wahrscheinlich als Gegenrede gedacht war, wird so leider zur Bestätigung dessen, was im Artikel beschrieben wird. Und obwohl er zurecht auf Lücken in der Berichterstattung hinweist, zeichnet sich der Kommentar für mich nicht wirklich durch eine tolerante Haltung und erst recht nicht durch Empathie aus. Als ich meinen Text über Toleranz und Empathie geschrieben habe, konnte ich noch nicht ahnen, dass meine These in der darauffolgenden Woche in der Diskussion zur zitierten Studie über affektive Polarisierung deutlich an Relevanz gewinnen würde: Toleranz ist nicht der entscheidende Wert, den wir kollektiv üben müssen, sondern Empathie.
Die mittlerweile über 800 Kommentare zeugen jedenfalls davon, dass das Thema irgendeinen Nerv zu treffen scheint. In der Kommentarspalte finden sich die erwartbaren Entgegnungen „für Intoleranz kann man keine Toleranz haben“ oder „natürlich kann man keine Toleranz für strafbares Verhalten erwarten“. Und genau das bestätigt für mich, was ich damit gemeint habe, dass wir eben nicht mehr Toleranz brauchen, sondern mehr Empathie: Toleranz ist nicht überall anwendbar. Wir können gewisse Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft nicht tolerieren, ein Straftäter oder eine Straftäterin darf keine Toleranz erwarten. Aber Empathie eben schon. Denn das heisst mitnichten, dass wir die Verhaltensweise gutheissen, sondern dass wir versuchen zu verstehen, was zu dieser Verhaltensweise geführt hat. Und schlussendlich bedeutet es, dass ich einsehe, dass ich nicht ausschliessen kann, dass ich nicht auch so reagiert hätte, wenn ich genau das gleiche Leben gehabt hätte und all die Verletzungen und Kränkungen hätte erleben müssen, welche Straftätige oftmals durchlebt haben. Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation hat einmal gesagt, als er mit der Empathie-Arbeit begonnen habe, sei ihm bewusst geworden, dass er sogar für Hitler müsse Empathie aufbringen können, wenn er diese Arbeit wirklich ernst meine. Für all jene, die Rosenberg nicht kennen, wird das Gewicht dieser Aussage noch deutlicher, wenn ihr euch seinen Nachnamen nochmal genau anschaut: Rosenberg war Jude. Natürlich hat er mit „Empathie für Hitler“ nicht gemeint, dass man dessen Taten tolerieren oder gar gutheissen kann, aber wir können trotzdem versuchen, uns vorzustellen, was einen Menschen wohl dazu geführt hat, derart schreckliche Dinge zu tun. Und daraus kann etwas Neues entstehen. Empathie kann Vergebung und Heilung schaffen, Toleranz nicht. Und was für Straffällige gilt, gilt auch für Andersdenkende: Ich kann niemals ausschliessen, dass ich nicht genau gleich denken oder handeln würde, wenn ich deren Leben gehabt hätte.
Wenn nun die Linken sich letzte Woche in diversen Medien gegen die Vorwürfe der Polarisierung und Rechthaberei aus der besagten Studie gewehrt haben, dann sind sie dabei meines Erachtens auf der Strasse der Toleranz gefahren, welche eben oft auch Abzweigungen der Intoleranz aufweist. Das gipfelte dann zum Beispiel darin, dass die Studie als unwissenschaftlich kritisiert wurde oder dass der Sonntagszeitung Hetze vorgeworfen wurde. Stellen wir uns vor, der Sonntagszeitung wäre stattdessen mit Empathie begegnet worden, wie hätte das aussehen können? Eine empathische Reaktion hätte zum Beispiel deutlich machen können, dass man selber anderer Meinung ist, aber gleichwohl besser verstehen möchte, weshalb die Autorin die Studie so dargestellt hat, wie sie es eben gemacht hat. Welche persönlichen Erfahrungen hat sie mit dem Thema gemacht? Wie hat sich das für sie angefühlt? Und um welche Gefühle und Bedürfnisse ging es hier bei ihr? Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich kann mir vorstellen, dass diese Art der Diskussion viel fruchtbarer gewesen wäre, als der Autorin “mutwillige Verdrehungen” und “journalistischen Machtmissbrauch” vorzuwerfen oder von “vergifteten Schlagzeilen” zu sprechen.
Für mich wird in diesem Beispiel deutlich, dass hinter Toleranz und Empathie wahrscheinlich ganz unterschiedliche Haltungen stecken. Ich habe letzte Woche das Buch „Die neue gewaltfreie Kommunikation“ von Markus Fischer gelesen und hier gerade bezüglich der Haltung einen wichtigen Bezug zum Thema Toleranz vs. Empathie gefunden. Fischer kritisiert in seinem Buch nämlich, dass die Gewaltfreie Kommunikation zu sehr als Sprachmodell verstanden und die Arbeit an der eigenen gewaltfreien Haltung dadurch vernachlässigt werde. Um über verschiedene Haltungen und deren Bezug zur Gewaltfreien Kommunikation zu reflektieren, zieht Fischer das Entwicklungsmodell “Spiral Dynamics” hinzu, welches verschiedene Ebenen der Persönlichkeitsentwicklung beschreibt. Dieses Modell wurde auch in der Integralen Theorie von Ken Wilber aufgegriffen und wird in der Bewegung von neuen Arbeits- und Organisationsformen, in der ich mich beruflich stark engagiere, oft referenziert. Und gleichzeitig auch oft kritisiert. Die Kritik bezieht sich meist darauf, dass die verschiedenen Ebenen suggerieren würden, dass eine “höhere” Ebene “besser” wäre als eine darunter liegende Ebene. Ich kann dem insofern zustimmen, als dass ich der Meinung bin, dass man solche Modelle nicht normativ lesen darf. Es geht nicht darum, dass sich alle “in die höchste Ebene entwickeln”, sondern darum, dass wir mit den verschiedenen Ebenen verschiedene Haltungen unterscheiden und besser verstehen können. Meiner Meinung nach geht bei der Kritik zudem vergessen, dass auch in der klassischen Entwicklungspsychologie meist Modelle verwendet werden, welche mehrere Ebenen umfassen (siehe z.B. Piaget oder Erikson). Persönlichkeitsentwicklung wird oft als diskontinuierlich beschrieben und nicht als kontinuierliche Weiterentwicklung. Das heisst, dass sie in Stufen (oder: Entwicklungssprüngen) erfolgt. Vielleicht kommt die Kritik an Spiral Dynamics aber auch daher, dass das Modell verschiedene Stufen im Erwachsenenalter unterscheidet, während klassische entwicklungspsychologische Modelle meist im Erwachsenenalter „fertig“ sind. Viele Menschen würden halt vielleicht gerne von sich behaupten, dass sie sich nicht mehr entwickeln müssen. Vielleicht auch deshalb, weil persönliches Wachstum meist nicht schmerzfrei zu haben ist, wie Markus Fischer auf seiner Homepage treffend schreibt. Ich persönlich finde aber eben genau diesen Aspekt bei Spiral Dynamics gut, denn ich habe nicht das Gefühl, dass ich „fertig“ bin mit meiner Entwicklung. Und ich möchte das auch gar nie sein. Dem oft bei Geburtstagen geäusserten Satz „blib so wi du bisch“ möchte ich eigentlich nicht entsprechen. Da halte ich es lieber wie Büne Huber, der mit Patent Ochsner im Lied „Jänner“ treffend entgegnet: „i bi scho morn nüm glich wi hüt“.
Die Entwicklungsstufen von Spiral Dynamics dürfen wir aus meiner Sicht also ernst nehmen und als Reflexionsmodell verwenden. Dabei finde ich auch das Verständnis hilfreich, dass diese Entwicklungsstufen wie unsichtbare Brillen wirken, durch die wir die Welt sehen. Und wir sind uns eben in der Regel nicht bewusst, welche Brille wir aufhaben oder dass wir überhaupt eine Brille tragen. Doch die unsichtbare Brille steht für unsere Haltung, welche entsprechend der jeweiligen Entwicklungsstufe unsere Wahrnehmung und unser Denken prägt.
Markus Fischer beschreibt die Stufen ein wenig vereinfacht und nennt dazu Zahlen für die ungefähre prozentuale Verteilung der Entwicklungsschwerpunkte bei Erwachsenen Menschen (aus einer Studie aus den USA Anfang der 2000er-Jahre):
präkonventionell
Instinktive Stufe - „Alles ist gut“ (maximal 1 Prozent)
Egozentrische Stufe - „Wer bin ich?“ (ca. 10 Prozent)
konventionell
Konformistische Stufe - „Wo gehöre ich hin?“ (ca. 15 Prozent)
postkonventionell
Rationale Stufe - „Wo ist der Beweis?“ (ca. 40 Prozent)
Pluralistische Stufe - „Alles ist relativ“ (ca. 25 Prozent)
Integrale Stufe - „Alles hat seine Zeit“ (maximal 10 Prozent)
Wenn die unterschiedlichen Leitsätze der Stufen genau betrachtet werden, lässt sich hier erkennen, dass die Abfolge die psychologische Entwicklung eines Menschen vom Säugling über Kindheit und Pubertät ins Erwachsenenalter beschreibt. Die höheren Entwicklungsebenen zeichnen sich dabei potentiell durch mehr Empathie, mehr Vernunft und mehr Offenheit aus. Ken Wilber beschreibt Entwicklung dazu passend ganz grundsätzlich als “seccessive decrease in egocentrism”, als sukzessive Abnahme der Egozentrik. Die Abfolge der Entwicklungsstufen scheint gemäss unterschiedlicher Studien universell zu sein und es lässt sich feststellen, dass die meisten Menschen einen (aktuellen) Schwerpunkt der Entwicklung haben. Zu sagen, jemand ist auf der rationalen oder auf der pluralistischen Stufe, ist wahrscheinlich dennoch eine zu starke Vereinfachung, da sich unser Entwicklungsstand je nach Situation auch anders zeigen kann (z.B. in Stresssituationen). Ich finde jedoch diese Stufen hilfreich, um mir vorzustellen, wie andere Personen die Welt sehen könnten und um mir über meine eigenen Wahrnehmungs- und Denkprozesse Gedanken zu machen.
Sowohl in der Integralen Theorie bei Ken Wilber als auch in der Neuen Gewaltfreien Kommunikation bei Markus Fischer wird vor allem die pluralistische Stufe stark kritisiert, da sie als sehr hoch entwickelte Ebene eine hohe Verantwortung trägt und gleichzeitig ein paar deutliche Fehlentwicklungen im Sinne von “zu viel des Guten” aufweist. Denn die Fehlentwicklungen ergeben sich meist aus der Übertreibung der positiven Seite der jeweiligen Ebene. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet die Übertreibung des Pluralismus: Alle sind gleich und alles ist wahr. Da ich diese Kritik für mich mit Markus Fischer nicht sofort richtig einordnen konnte, habe ich noch einmal das entsprechende Kapitel im Buch „A Theory of Everything“ von Ken Wilber nachgelesen. Ich habe dieses Buch vor ca. 7 Jahren gelesen und hatte mir schon mehrmals vorgenommen, seine Kritik am Pluralismus wieder mal zu lesen. An folgenden Aussagen bleibe ich diesmal hängen:
„The core of narcissism is: Nobody tells me what to do.“ S.22
„The more egalitarianism is implemented, the more it invites, indeed encourages, the culture of narcissism.“ S.26
„(…) the intense subjectivism of the green meme was a prime magnet and refuge for narcissism.“ S.28
und weiter:
„(…) the sensitive self, honestly trying to help, excitedly exaggerates its own significance.“ S.27
Mit “green meme” ist hier die pluralistische Stufe gemeint, die Wilber zuweilen auch “Postmoderne” nennt. Ich muss die Stellen mehrfach lesen, damit ich meine Gedanken dazu ordnen kann. Ken Wilber hat diese Zeilen im Jahre 2000 geschrieben, stecken wir 20 Jahre später wirklich immer noch in denselben Mustern des Pluralismus? Denn aus meiner Sicht ist unbestritten, dass die Woke-Bewegung und teilweise auch die Linke dieses Paradox aufweist: Sie setzt sich ein für Unterdrückte und ist scheinbar tolerant, zeigt dabei aber eine sehr starke Überzeugung von ihrer eigenen Position und greift abweichende Meinungen stark an. Hat das vielleicht sogar, wie Wilber schreibt, narzisstische Züge? Dazu würde auch das letzte Zitat oben passen, wenn sich diese Szene selbst so wichtig nimmt. Wichtig ist dazu noch zu erwähnen, dass ich bei meinen Gedanken davon ausgehe, dass die Linke und die Woke-Bewegung primär aus der pluralistischen Entwicklungsstufe heraus handelt.
Das ist zunächst einmal verwirrend, denn Narzissmus ist doch eigentlich eine Ausprägung der egozentrischen Stufe und wir sprechen hier ja von der pluralistischen Stufe. Wilber argumentiert jedoch anhand der 68er-Bewegung, dass sich ein beträchtlicher Teil der Personen aus einer präkonventionellen Haltung heraus in jener Szene engagiert hätten. Das ist insofern nachvollziehbar, als dass präkonventionell mit postkonventionell gemeinsam hat, dass man gegen das Konventionelle ist - auch wenn die Beweggründe ganz unterschiedlich sein mögen. Mit dem Narzissmus, der für präkonventionell resp. egozentrisch typisch ist, liesse sich aus meiner Sicht im Ansatz durchaus erklären, weshalb Toleranz bei “den Toleranten” zuweilen nicht wirklich gelebt wird und die Debattenräume zunehmend enger werden. Denn wie Wilber schreibt, bedeutet Narzissmus eigentlich: “Niemand sagt mir, was ich zu tun habe”. Oder anders ausgedrückt “Es ist so, wie ich es sage und fertig”. Und genau das erlebe ich oftmals gerade rund um das Thema Wokeness: die Richtigkeit der eigenen Position scheint unbestritten und der Auftritt erfolgt zuweilen arrogant.
Dies ist ein ironischer Aspekt in sozialen und linken Bewegungen, über den ich in meinem ersten Text über Toleranz bereits geschrieben habe. Und aus meiner Sicht könnte dies sogar ein Grund sein, dass die Klimabewegung dereinst scheitern könnte (was ich eigentlich ja nicht hoffe) und weshalb trotz aller Bemühungen mehr von „Gender-Wahn“ die Rede ist statt von gelebter Inklusivität: Es wird mit zu viel Eifer vorgegangen. Wenn die eigene Position derart überhöht wird, können darin narzisstische Züge durchschimmern, welche schlussendlich das gemeinsame Hineinwachsen in neue Lösungsfelder verhindern. Denn Narzissmus umfasst nicht nur eine Überhöhung der eigenen Position, sondern eben auch eine Abwertung der anderen.
Nach der erneuten Auseinandersetzung mit den Entwicklungsstufen bin ich mir aber auch nicht sicher, ob die Woke-Bewegung nicht auch konformistische Züge aufweist. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass es für viele Beteiligte hier auch um die Zugehörigkeit zur richtigen Gruppe gehen dürfte. Zudem ist meine Kritik ja, dass die Szene das pluralistische “Alle sind gleich und alles ist wahr” eben gar nicht lebt, wenn sie andere aufgrund abweichender Meinung herabsetzen.
Dass das mit der Toleranz nicht zu klappen oder nicht auszureichen scheint, wird für mich durch die Diskussion in der Kommentarspalte unter dem Artikel „Links, urban, gebildet – und intolerant“ auf jeden Fall bestätigt. Beispielsweise äussert hier eine Person folgende Erfahrung: Sie habe viele linke Freunde und wenn sie z.B. die Meinung vertrete, dass sie gegen Windräder im Wald sei, dann heisse es reflexartig, sie sei rechts und solle doch der SVP beitreten. Die Person sagt, sie sei nicht in der SVP, erlebe aber politische Diskussionen leider häufig auf diese Art und Weise - von oben herab, unsachlich, beleidigend. Ich habe selber schon ähnliches erlebt und gerade die Attribute „von oben herab, unsachlich, beleidigend“ sind für mich ein Hinweis, dass wir es hier mit einer starken Ideologie, ja einem Glauben zu tun haben. Mit Andersgläubigen wird nämlich gar nicht erst diskutiert, sondern die darf man direkt beleidigen. Und dazu gehört eben auch das Selbstverständnis, man selber sei besser und höher gestellt (ergo: von oben herab). Gerade in der Corona-Zeit habe ich den öffentlichen Diskurs stark so wahrgenommen und habe mich sehr gewundert, wie Andersdenkende z.B. in den Zeitungen diffamiert wurden. Die Analogie zur Religion ist aus meiner Sicht folgende: Diejenigen, welche das Glaubenssystem kritisieren, sind Häretiker und gehören als Ketzer verfolgt. Hatten wir das nicht alles schon mal? Und hatten wir nicht langsam genug davon? Leider scheint sich dieses Muster in der Diskussion zum Ukraine-Krieg oder eben auch zu Genderfluidität oder Klimawandel zu wiederholen.
In der Kommentarspalte wird der oben erwähnten Person dann doch tatsächlich entgegnet, dass ihre Freunde wahrscheinlich nicht mit ihr diskutieren würden, weil sie schlechte Argumente habe oder ein anderer Kommentator stellt sogar in Frage, dass die Person überhaupt Freunde hat. Natürlich bin ich mir bewusst, dass sich in den Online-Kommentarspalten dieser Welt zuweilen grosse Niederungen auftun, aber der Kritik an linker Diskussionskultur auf diese Weise zu begegnen, offenbart dann leider eben genau jene kritisierte Diskussionskultur.
Nun, auch wenn ich meine These letzte Woche sowohl in der Diskussion zur Studie über affektive Polarisierung als auch in der Lektüre bei Ken Wilber und Markus Fischer gestützt sah, bleibt meine Frage dieselbe: Könnte die Empathie die Toleranz als Schlüsselkompetenz für ein gelingendes Miteinander ersetzen? Und wie kommen wir zu mehr Empathie in unserer Gesellschaft?
Vielleicht wäre es ja ein möglicher erster Schritt, dass wir uns mal fragen, was eigentlich unsere Haltung prägt und welche Brille wir unbewusst tragen?